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Warum private Pflegevorsorge wichtig ist

Die Bundesregierung hat den gesetzlich festgelegten Auftrag alle drei Jahre einen Bericht über die Entwicklung der Pflegeversicherung in Deutschland vorzulegen. Im letzten Bericht der Bundesregierung wird als wesentlicher Faktor die demographische Entwicklung genannt, die für die zukünftige Ausgaben- und Beitragssatzentwicklung eine entscheidende Rolle spielt. Im Bericht wird angenommen, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in der Pflegeversicherung bis zum Jahr 2040 auf 3,4 Millionen ansteigen wird.

Bedenklich ist die Tatsache, dass im Bericht der Bundesregierung ausdrücklich keine Prognose über die finanzielle Bedeutung dieses Ergebnisses gemacht wird. Stattdessen wird behauptet, dass eine längerfristige Finanzprognose nicht möglich sei. Konkret bedeutet das, dass das grundsätzliche Problem der bisher umlagebasierten Sozialversicherung weiterhin ungelöst ist.

Ziel der Initiative zur Verbesserung der Pflegevorsorge ist es, auf diesen Missstand hinzuweisen und objektive Informationen zum System der deutschen Pflegeversicherung zu liefern, die als Grundlage für die Diskussion um deren Reformierung dienen sollen.

Ein wesentlicher Bestandteil der Pflegereform wird es sein, den Begriff der Pflege neu zu definieren. Insbesondere der Zunahme der Altersdemenz muss hierbei Rechnung getragen werden.

Ein häufig vernachlässigter Punkt, der jedoch in der Praxis eine umso größere Rolle spielt, ist der so genannte Elternunterhalt. Kinder von Pflegebedürftigen und deren Ehepartner sind grundsätzlich für die Eltern und Schwiegereltern unterhaltspflichtig.

Private Pflegevorsorge

Eine private Pflegevorsorge durch eine Pflegezusatzversicherung ist grundsätzlich empfehlenswert. In der Praxis werden bei der privaten Pflegeversicherung drei Modelle unterschieden: Pflegetagegeld, Pflegekostenversicherung und Pflegerente. Die Modelle haben unterschiedliche Vor- und Nachteile, deswegen ist es immer eine persönliche Entscheidung, wie die Wahl der Pflegezusatzversicherung ausfällt. Jedoch gilt es, einiges zu bedenken. Nicht jeder kann so ohne weiteres eine private Pflegeversicherung abschließen. Es gibt sogar Unterschiede bei Männern und Frauen.

Da statistisch belegt ist, dass Frauen im Schnitt häufiger Pflege in Anspruch nehmen, als Männer, gleichzeitig aber auch ein niedrigeres Einkommen haben, müssen sie daher früher und eventuell auch mit höheren Beiträgen für die Pflegezusatzversicherung vorsorgen.

Ein weiteres Kriterium bei der privaten Pflegeversicherung ist das Alter. Je älter die Person, umso höher müssen die Beiträge sein, denn ein Pflegefall könnte schneller eintreten. Auch der Gesundheitszustand spielt eine wichtige Rolle. So haben Personen, die gesundheitlich schon vorbelastet oder krank sind, kaum oder weniger Chancen, bei einem privaten Pflegeversicherer aufgenommen zu werden. Daher sind Gesundheitsfragen im Vertrag schon Standard. Hier ist das Risiko für den Versicherer zu groß, dass eine gewisse Einzahlsumme nicht erreicht wird und der Pflegefall schneller, als zu erwarten, eintritt. Um es auf den Punkt zu bringen: Ein verhältnismäßig gesunder Mensch in jüngeren Jahren hat die besten Chancen auf eine aussichtsreiche, private Pflegevorsorge.

Bei Abschluss eines Versicherungsvertrages ist in jedem Fall die Überprüfung der Vertragsbedingungen wichtig. Denn was morgen ist, kann heute kaum einer wirklich vorhersagen. Was ist, wenn man später nicht mehr in Deutschland lebt, sondern im Ausland? Zahlt auch dann noch die Pflegezusatzversicherung? Wie groß ist der Aufwand, den der Pflegebedürftige oder das Pflegepersonal später betreiben müssen, um die Pflegebedürftigkeit nachzuweisen?

Außerdem wissen wir nun, dass Pflegebedürftigkeit, auch im Zuge der Reform, viele Gesichter haben kann. Wie sieht es aus bei einer Demenz oder der Pflegestufe 0? Zahlen dann die Pflegezusatzversicherer auch? Vergleichen lohnt sich, wie bei allen Versicherungsverträgen, auch hier in jedem Fall. Außer Acht lassen sollte man auch nicht die Beträge, die von der privaten Versicherung in den einzelnen Pflegestufen gezahlt werden. Hier kann man sich auch entscheiden, für welche Pflegestufen man die private Pflegeversicherung abschließt. Empfohlen wird, sich in Stufe I und II auf jeden Fall abzusichern.

Die persönlichen Einkommensverhältnisse spielen ebenso eine Rolle bei der Frage nach der privaten Pflegevorsorge. Wenn das Einkommen nicht sicher ist oder ständig schwankt, dann ist auch hier eine Überlegung angebracht. Natürlich kann niemand vorhersehen, was morgen ist, aber wer langfristig eine sichere Einnahmequelle hat, schließt beruhigter ab. Denn Unterbrechungen der Beitragszahlungen sind oftmals, je nach Modell, nicht oder nur kurzfristig möglich und im Falle einer Kündigung werden bei Pflegetagegeld und Pflegekostenversicherung keine Beiträge zurückerstattet.

Eine dreijährige Wartezeit, bis die Leistungen im Pflegefall ausgezahlt werden, ist praktisch Usus in der privaten Pflegeversicherung. Ausnahmen kann es geben, wenn die Pflege zum Beispiel durch einen Unfall notwendig wird. Es hängt unter anderem auch von der Höhe des Tarifes ab, ob Wartezeit besteht oder nicht.

Nicht zu vergessen ist der Nachweis der Pflegebedürftigkeit. Denn tritt der Pflegefall ein, dann sind nicht alle Versicherungsunternehmen so entgegenkommend und verlassen sich auf die Einstufung der Pflegekasse. Daher ist es durchaus nicht ungewöhnlich, dass sich in einigen Verträgen der Pflegezusatzversicherungen auch Bedingungen finden, bei denen die Pflegebedürftigkeit durch einen vom Versicherungsunternehmen beauftragten Arzt durchgeführt werden muss. Auch Belege, ärztliche Atteste und alles, was annähernd mit der Pflegesituation zu tun hat, können angefordert werden. Daher ist es wichtig, sich einen Vertrag im Detail durchzulesen und bei Unsicherheiten lieber noch einmal nachzufragen.

Vieles ist also zu beachten, aber dennoch sollte jeder bedenken: Die Leistungen, die im Pflegefall allein nur von der Pflegekasse erbracht werden, reichen meistens nicht aus. Gerade bei der Heimunterbringung kann es hier zu großen Problemen kommen. Auch wenn es für viele vielleicht ein Thema ist, das noch weit in der Zukunft liegt, so kann es unter Umständen schneller eintreten, als man denkt. Und wer jetzt schon mit einer privaten Pflegeversicherung für das Alter vorsorgt, der kann auch dann schwierige Situationen besser bewältigen, weil die finanzielle Absicherung vorhanden ist.

Pflegevorsorge zahlt sich aus

Häufig wird die Pflegevorsorge vernachlässigt. Oftmals springen dann im Ernstfall die Angehörigen ein, meistens sind es die eigenen Kinder der Pflegebedürftigen. Sie tun es aus Dankbarkeit zu den Eltern, aus Liebe und das bis zu einem gewissen Grad, an dem die Überforderung beginnt. Von der Pflegeversicherung, in die sie selbst zahlen, wissen sie zwar alle, aber diese für den Pflegebedürftigen zu beanspruchen, darauf kommen auch helfende Angehörige oftmals nicht. Es steckt sehr viel Unwissenheit dahinter. Dabei hat sogar jeder Versicherte das Recht auf eine Beratung, wenn er merkt, dass er Pflege benötigt. Aber auch das wird zu wenig in Anspruch genommen.

Es gibt unzählige von Vorträgen und Seminaren zu Krankheiten und Vorsorge, wie zum Beispiel Darmkrebsvorsorge, Demenz, Alzheimer, usw. Aber die Möglichkeiten der Pflegeversicherung und einer Ergänzung durch private Pflegezusatzversicherungen werden äußert selten öffentlich vorgestellt. Auch die private Vorsorge findet in diesem Bereich noch zu wenig Beachtung. Dabei ist es, wie die Realität zeigt, von großer Bedeutung, hier mehr Aufklärung und Transparenz zu bieten. Denn wer sich hier nicht frühzeitig versichert, der zahlt mit zunehmendem Alter höhere Beiträge. Sicherlich ist es nicht einfach, sich im Tarifdschungel der Anbieter zurechtzufinden, aber mit den Tipps, die hier vorgestellt wurden, wird es übersichtlicher. Zudem muss der Abschluss einer privaten Vorsorge ja auch keine Nacht- und Nebelaktion sein. In Ruhe auswählen und vergleichen ist wichtig.

Zögern Sie nicht lange, wenn Sie merken, dass Sie Hilfe brauchen. Auch wenn Sie als Angehöriger feststellen, hier ist eine Pflege für einen kranken Menschen notwendig, dann handeln Sie besser heute als morgen. Ob Sie nun selbst die Pflege übernehmen oder das in die Hände eines Pflegedienstes legen, das entscheiden Sie. Wenn Sie bereits schon unterstützend zur Seite stehen, prüfen Sie, ob der Pflegebedürftige nicht durch Leistungen der Pflegekasse auch Sie entlasten kann. Sie haben als pflegender Angehöriger die Möglichkeit, an Pflegekursen teilzunehmen und lernen besser mit der Gesamtsituation, die auch psychisch belastend ist, umzugehen.

Auch die Frage nach einer Heimunterbringung kann sich schneller ergeben, als man glaubt. Vor diesen Kosten schrecken viele zurück oder werden gar davon erschlagen. Es gibt aber Situationen, da ist eine Pflege, nur durch einen Pflegedienst oder die pflegenden Angehörigen, nicht mehr möglich. Für diesen Fall sollten Sie gewappnet sein, auch wenn es weh tut, daran zu denken. In der Realität sieht vieles leider anders aus. Ältere und kranke Menschen werden von heute auf morgen aus der vertrauten Umgebung genommen, weil es einer Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung bedarf. So etwas ist auch oft auf eine mangelnde Pflegevorsorge zurück zuführen. Noch immer haftet dem Pflegeheim ein eher fader Beigeschmack an, genauso wie dem Altenheim. Doch es darf nicht immer pauschalisiert werden. Eine angenehme Einrichtung, mit liebevollem Pflegepersonal und einer guten Atmosphäre, hat natürlich auch ihren Preis.

In diesem Sinne: Die Beschäftigung mit der gesetzlichen und privaten Pflegeversicherung und der Pflegevorsorge zahlt sich im wahrsten Sinne des Wortes aus und ist ein wichtiger Baustein für Ihre individuelle private Altersvorsorge!