Strompreise werden für viele Haushalte zunehmend zur Belastung. Der Preis pro Kilowattstunde steigt praktisch jedes Jahr, denn die Energiewende ist nicht zum Nulltarif zu haben. Stromfresser unter den Haushaltsgeräten werden nicht von heute auf morgen ersetzt, so dass ein niedrigerer Verbrauch den höheren Preis nicht kompensieren kann. Den zunehmend schärferen Wettbewerb der Anbieter kann man aber geschickt zu seinem Vorteil nutzen.
Erneuerbare Energien nur zum hohen Preis
Nach der Strompreis im Jahr 2000 mit umgerechnet rund 14 Cent pro Kilowattstunde einen Tiefpunkt erreicht hatte, ist er in den Folgejahren kontinuierlich gestiegen, und bereits 2013 war die Schwelle zur Verdoppelung überschritten. Woran liegt das? Finanzieren wir mit unseren Stromrechnungen die Dividenden der Energiekonzerne? Eine Antwort auf diese Fragen gibt eine Analyse, aus welchen Bestandteilen sich der Strompreis zusammensetzt. Im Wesentlichen sind das die Kosten der Stromerzeugung, die Netzentgelte für die Weiterleitung von Strom sowie Steuern, Umlagen und sonstige staatliche Abgaben.
Der Preis für Erzeugung, Transport und Vertrieb von Strom lag 2000 und 2001 noch knapp unter 9 ct/kWh. Danach stiegen die Strompreise bis 2008 kontinuierlich an, sind aber seitdem recht konstant bei 13 bis 14 ct/kWh. Eine Verdoppelung der Strompreise lässt sich also weder mit der Erzeugung noch mit dem Leitungsnetz begründen. Die genannten Zahlen enthalten allerdings nicht die Anteile an Strom, die nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, KWKG, und dem Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien, EEG, abgerechnet werden. Sie verteuern den Strom massiv. Betrug die Umlage für die Folgekosten beider Gesetze im Jahr 2000 noch 0,33 ct/kWh, war sie bis 2016 auf 6,80 ct/kWh gestiegen, eine Erhöhung um sage und schreibe 2000 %. Und damit sind wir noch nicht am Ende: seit 2012 gibt es einen Zuschlag nach der Stromnetzentgeltverordnung, 2013 kam eine Offshore-Umlage hinzu. Rechnen wir jetzt noch Konzessionsabgabe, Stromsteuer und auf alles zusammen nochmal Mehrwertsteuer, enthalten die heutigen Strompreise einen staatlich vorgegebenen Anteil von 54 %, also mehr als die Hälfte.
Obwohl der Preis für Strom an der Börse kontinuierlich sinkt, müssen die Versorger ihre Preise erhöhen, weil sich die höheren Steuern, Abgaben und Umlagen anders nicht auffangen lassen. Trotz eines ausgeprägten Wettbewerbs werden die Steigerungen mindestens zum Teil an die Verbraucher weitergegeben. Das Ende dieser Entwicklung ist derzeit nicht absehbar. Atomausstieg und Stromtrassen mit Höchstspannungsleitungen von Norden nach Süden sind die Stichworte.
Die beste Energieeffizienzklasse hat ein ausgeschaltetes Gerät
Vielleicht ist es etwas provozierend, aber statt sich mit den Energie-Labeln und den Unterschieden zwischen den Effizienzklassen A, A+ und A++ auseinanderzusetzen, heißt der beste Stromspartipp immer noch: Licht aus! Viele Stromverbraucher lassen wir nur aus Gedankenlosigkeit oder Bequemlichkeit eingeschaltet. Ein Fernseher als Hintergrund-Beschallung ist ineffizient, wenn ich nicht im Raum bin. Und eine ausgeschaltete altmodische Glühbirne verbraucht weniger Strom als eine sinnlos brennende Energiesparlampe.
Überhaupt sind Energiesparlampen längst Schnee von gestern. Vor allem ältere Modelle geben kein schönes Licht, brauchen lange Zeit, um auf Leistung zu kommen, und sind problematisch in der Entsorgung, wenn sie kaputt gehen. Die Verbrauchsreduzierung ist aber spürbar, sie beträgt bis zu 80 %. Umgerechnet auf das klimaschädliche CO2 kann man sagen, dass der Ersatz einer Glühlampe 23 kg CO2 pro Jahr einspart. Das klingt nicht schlecht, ist heute aber nicht mehr Stand der Technik. Ersetzt man nämlich die Glühlampe durch eine LED-Beleuchtung, spart sie sogar noch etwas mehr als 80 %, hat aber eine angenehme Farbtemperatur und weder Einschaltverzögerung noch gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe, die beim Zerbrechen frei werden könnten.
Einen Kühl- und Gefrierschrank zu ersetzen, obwohl er noch tadellos funktioniert, fällt nicht leicht und ist auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten eine schwierige Entscheidung. Aber spätestens wenn eine Reparatur ansteht, muss das alte Gerät weg. Zwischen den Effizienzklassen A+ und A+++ liegen Verbrauchsunterschiede bis zu 50 %, das kann im Jahr 50 EUR oder mehr ausmachen. Zumindest über die Lebensdauer eines Geräts rechnet sich das auf jeden Fall. Egal ob altes oder neues Haushaltsgerät, die richtige Nutzung entscheidet mit über die Stromrechnung. Kühlt der Kühlschrank auf 7 °C statt auf 5 °C, bleibt die Butter besser streichbar, und die Stromkosten sinken um rund 6 %. Auf einer zu großen Herdplatte werden die Kartoffeln nicht schneller gar, denn die Hitze geht am Topf vorbei. Ein ungenutzter Fernseher verbraucht auch im Standby-Betrieb Strom. Eine schaltbare Steckdose verhindert das und schützt gleichzeitig vor Überspannungsschäden bei Gewitter, wenn beide Leiter getrennt werden. Noch einfacher und sicherer, auch gegen Wohnungsbrände, wenn auch nicht ganz so komfortabel: Stecker ziehen oder Sicherungen raus.
Liberalisierung des Strommarktes nutzen
Schon seit 1998 gilt in Deutschland aufgrund von EU-Gesetzgebung ein weitgehend liberalisierter Strommarkt. Regionale Monopole wurden aufgebrochen, die Bundesnetzagentur sorgt für einen diskriminierungsfreien Zugang aller Anbieter zu den Leitungsnetzen. Neue Anbieter sind in dieser Zeit des Umbruchs wie Pilze aus dem Boden geschossen und haben interessante Angebote wie Preispakete oder Naturstrom vorgelegt. Viele Neulinge mussten allerdings nach einiger Zeit erkennen, dass ihre Kalkulationen nicht aufgingen. Insolvenz und Rückzug vom Markt waren die Folge, und nach anfänglich stark sinkenden Stromtarifen konnten die großen Anbieter wieder höhere Strompreise durchsetzen.
Unverändert gilt aber heute noch, dass sich jeder Stromkunde seinen Versorger bundesweit aussuchen darf. Die örtlichen Stadtwerke dürfen das nicht verhindern, selbst wenn es ihre Leitungen und ihre Stromzähler sind. Es braucht auch niemand Angst zu haben vor Versorgungsunterbrechungen oder Problemen im Störungsfall. Dafür sorgt die Bundesnetzagentur. Der Verbraucher hat hier eine ganz erhebliche Marktmacht über die Strompreise. Es ist die berühmte Abstimmung mit den Füßen, wenn ein zu teurer Anbieter scharenweise seine Kunden an Mitbewerber verliert. Insgesamt bringt das den gesamten Markt unter Druck, die Strompreise fallen. Jedes Jahr wechseln rund 4 Millionen Kunden in Deutschland den Stromanbieter. Im Schnitt sparen sie beim Wechsel ca. 30 % im Vergleich zum Grundversorger.
Stromvergleichsrechner im Internet erleichtern den Überblick in einer komplexen Anbieterlandschaft. Nutzen Sie mehrere Portale, denn viele Internetseiten leben von Provisionen und listen deshalb nicht alle Versorger auf. Schauen Sie sich die Suchoptionen genau an. Paketpreise über eine bestimmte Zahl von Kilowattstunden sind nur interessant, wenn Sie Ihren Verbrauch genau kennen und dieser recht konstant ist. Ansonsten verschenken Sie nicht verbrauchte Kontingente oder müssen teuer zukaufen. Neukundenrabatte sollten Sie nur einrechnen, wenn Sie bereit sind, jedes Jahr zu wechseln. Dabei sind natürlich auch Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen zu beachten. Für ein gutes Gewissen beim Energieverbrauch grenzen Sie die Suche auf Anbieter von Ökostrom ein. Wegen der Quersubventionierung durch EEG- und KWKG-Abgabe sind diese in der Regel nicht teurer als konventionelle Erzeuger.