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Wenn Arbeitsunfähigkeit arm macht

Die Begriffe Arbeitsunfähigkeits-, Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung werden gerne durcheinander gebracht, was natürlich zu Missverständnissen führen kann. Grundsätzlich liegt eine Arbeitsunfähigkeit vor, wenn man aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigung, beispielsweise durch Krankheit, einen Unfall oder Kräfteverfall, vorübergehend seiner beruflichen Tätigkeit nicht mehr mehr nachgehen kann, also vom Arzt für arbeitsunfähig befunden wird.

Dauer der Krankschreibung entscheidend

Der kurzzeitige Arbeitsausfall wegen einer Grippe oder einer Magenverstimmung ist Jedem geläufig, der Arbeitgeber übernimmt die Lohnfortzahlung bis zu sechs Wochen und es entsteht kein Problem. Auch für eine mittelfristige gesundheitliche Beeinträchtigung ist vorgesorgt, denn die Krankenkassen zahlen dann Krankengeld in Höhe von maximal 90 Prozent des Nettoverdienstes oder 70 Prozent des Bruttoverdienstes, je nachdem was niedriger ausfällt. Diese Leistung wird für 72 Wochen im Anschluss an die Lohnfortzahlung des Arbeitgebers erbracht und steht dem Versicherten für dieselbe Erkrankung einmal in drei Jahren zu.

Dauert die Krankschreibung aber weiter an, droht der soziale Absturz, gibt es keine passende private Absicherung. In diesem Fall würde nämlich bei gesetzlich Versicherten der Anspruch auf Erwerbsminderungsrente gestellt, die seit dem 1.1.2001 für alle nach dem 2.1.1961 Geborenen die gesetzliche Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsrenten abgelöst hat. Diese Erwerbsminderungsrente wird der Höhe nach anhand von erarbeiteten Entgeltpunkten berechnet und betrug im Jahr 2011 für Männer in den alten Bundesländern durchschnittlich 653 Euro (Quelle: Deutsche Rentenversicherung 2012).

Schon daran kann man erkennen, dass diese gesetzliche Absicherung bei Weitem nicht ausreicht, zumal eine volle Erwerbsminderung nur besteht, wenn man nicht in der Lage ist, in irgendeinem Beruf täglich bis zu drei Stunden zu arbeiten. Der bisher ausgeübte Beruf und das Einkommen spielen also überhaupt keine Rolle, ebenso wenig wie der aktuelle Arbeitsmarkt.

Private Arbeitsunfähigkeitsversicherung unumgänglich

Für diese schwierigen Fälle des Lebens sollte unbedingt Vorsorge getroffen werden, denn niemand ist vor Krankheiten oder Unfällen gefeit. Mit einer klassischen Arbeitsunfähigkeitsversicherung lässt sich das bezogene Krankengeld aufstocken, so dass im Krankheitsfall keine Einkommenseinbußen hingenommen werden müssen. Allerdings folgt bei langer Krankschreibung die Verweisung auf die Gesetzliche Rentenversicherung ganz sicher, so dass mit einer solchen Krankentagegeldversicherung nur ein Teilerfolg erzielt werden kann.

Für dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigungen, die vom Arzt auf mindestens sechs Monate Dauer und mindestens 50 Prozent prognostiziert werden, macht eine günstige Berufsunfähigkeitsversicherung mehr Sinn. Diese wird direkt auf den zuletzt ausgeübten Beruf und die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente auf das tatsächliche Einkommen abgestellt. Zur Beitragskalkulation werden die Risiken und persönlichen Verhältnisse herangezogen. Dazu gehören neben der Berufsgruppe das Eintrittsalter und der individuelle Gesundheitszustand. Ebenso spielen die Versicherungs- und Leistungsdauer eine große Rolle, denn im Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit einer gravierenden Erkrankung zu.

Da es hier unterschiedliche Versicherungsbedingungen am Markt gibt, ist eine genaue Recherche im Vorfeld wichtig, z.B. bei Berufsunfähigkeitsversicherung Online-Portalen. Gerade dem Prognose-Zeitraum von sechs Monaten kommt in jedem Fall eine große Bedeutung zu, denn die Formulierungen „mindestens drei Jahre“ bzw. „dauerhaft“ bedeuten dann einen Verlust von 30 Monatsrenten. Aber auch andere Aspekte, wie beispielsweise eine vom Versicherer zu fordernde Umschulung bei Berufsunfähigkeit, sollten genau erörtert werden, um auch eine optimale Absicherung zu bekommen.

Erwerbsunfähigkeitsversicherung als Kompromiss

Eine andere Absicherung für diese widrigen Fälle des Lebens ist die private Erwerbsunfähigkeitsversicherung, die ebenfalls gerne mit der Arbeitsunfähigkeitsversicherung gleich gesetzt wird. Hierbei handelt es sich aber um eine Art Teilkasko, denn diese Absicherung greift erst, wenn man gar keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen kann – und das dauerhaft. So tut sich doch eine erhebliche Versorgungslücke auf, aber für ganz schwierige Situationen kann diese Absicherung durchaus ein Kompromiss sein.

Zum einen sind die Beiträge für eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung naturgemäß geringer als für eine BU-Versicherung, denn der Leistungsumfang ist ja auch nicht so groß. Zum anderen sind die Annahmerichtlinien nicht so streng, was gerade bei bestehenden Vorerkrankungen ins Gewicht fallen kann. Ist für den BU-Versicherer das gesundheitliche Risiko nämlich zu groß, besteht durchaus die Möglichkeit, dass ein Risikozuschlag erhoben oder ein Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente ganz abgelehnt wird. Dann könnte die Absicherung einer Erwerbsunfähigkeitsrente zumindest eine Alternative für den Super-GAU sein.

Fazit

Alles in allem gibt so verschiedene Möglichkeiten der Arbeitsunfähigkeitsversicherung, die aber allesamt privat zu organisieren und zu bezahlen sind. Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente wird selbst in voller Höhe nicht ausreichen, um den sozialen Abstieg im Falle einer dauerhaften gesundheitlichen Beeinträchtigung zu vermeiden. Gerade auch für junge Menschen, die noch keine Entgeltpunkte erarbeitet haben können, ist dieses Risiko sehr hoch.

Bei dauerhafter Arbeitsunfähigkeit, also über die von Arbeitgeber und Krankenkasse getragenen 78 Wochen hinaus, kann der Einkommensverlust nur mit privaten Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherungen abgefangen werden. Wenn Geldbeutel und Gesundheitszustand es zulassen, sollte die private Berufsunfähigkeitsversicherung gewählt werden, denn der Versicherungsumfang bezieht sich auf den zuletzt ausgeübten Beruf und das tatsächlich erzielte Einkommen.

Eine günstige Berufsunfähigkeitsversicherung findet man für seine spezielle persönliche Situation am besten anhand von Vergleichen der verschiedenen Anbieter, denn es gibt durchaus Unterschiede in den Versicherungsbedingungen und Preisen. Die gründliche Recherche hilft dabei, eine sinnvolle Arbeitsunfähigkeitsversicherung zusammen zu stellen und auf viele Widrigkeiten im Leben gut vorbereitet zu sein.