Um einen Kredit für Firmen zu beantragen, ist etwas mehr Aufwand erforderlich als das Einreichen von Personalausweis, Arbeitsvertrag und Gehaltsabrechnung. Betriebswirtschaftliche Kennzahlen geben dem künftigen Kreditgeber Aufschluss darüber, ob das Unternehmen wirtschaftlich gesund ist, die Einnahmen zur Deckung der Kreditraten ausreichen und ob die Kreditaufnahme unter Rendite-Gesichtspunkten überhaupt sinnvoll ist.
Mehr als eine Momentaufnahme
Damit die Beurteilung der Kreditwürdigkeit nicht nur die aktuelle Situation widerspiegelt, sondern eine Entwicklung bzw. Kontinuität zu erkennen ist, sollten Unterlagen der letzten zwei bis drei Jahre eingereicht werden. Wertvolle Hilfe kann vom Steuerberater kommen. Er erstellt die Steuererklärung ohnehin nicht „zu Fuß“, sondern bedient sich einer spezialisierten Software. Diese Programme liefern üblicherweise die benötigten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen ohne Zusatzaufwand auf Knopfdruck.
Diese Kennzahlen sind für die Banken interessant
Aus dem großen Set der Kapitalkennzahlen schauen Kreditgeber besonders auf die Eigenkapitalquote bzw. den Verschuldungsgrad. Je mehr Eigenkapital vorhanden ist, desto geringer ist das Risiko eines Zahlungsausfalls. Von den Rentabilitätskennzahlen werden vor allem Gesamtkapitalrentabilität (GKR) und Eigenkapitalrentabilität (EKR) betrachtet. Die GKR muss über dem Kreditzins liegen, damit sich der Kredit für die Firma auch rechnet. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Wirkung auf die EKR. Denn wenn durch die Aufnahme von Fremdkapital der Unternehmensgewinn steigt, erhöht sich auch die EKR. Um die Risiken des Fremdkapitaleinsatzes zu begrenzen, ist aber wiederum der Blick auf die oben erwähnte Eigenkapitalquote wichtig. Ein nach diesen Kennzahlen gesundes Unternehmen kann trotzdem in Schwierigkeiten geraten, wenn die nötige Liquidität fehlt. Der Cashflow gibt Auskunft über Zuflüsse und Abflüsse liquider Mittel. Im Verhältnis zur Betriebsleistung ergibt sich die Cashflow-Rate, die in einem soliden Unternehmen über dem Kapitalmarktzins liegen sollte.
Probleme im klassischen Bankensystem
Freiberufler und Selbstständige haben gelegentlich Probleme, bei ihrer Hausbank oder anderen Filial- und Direktbanken ein Darlehen zu bekommen. Das betrifft sowohl den Kredit für Firmen als auch den Privatkredit für den Inhaber. Nach den schlechten Erfahrungen mit faulen Krediten aus der Zeit der Bankenkrise sind die Kreditgeber vorsichtig geworden, auch weil der Gesetzgeber die Daumenschrauben angezogen hat. Ein unregelmäßiges Einkommen aus unternehmerischer Tätigkeit, mag es noch so hoch ausfallen, kann aus Sicht der Bank die Kreditwürdigkeit deutlich vermindern. Möglicherweise lohnt für eine kleine Darlehenssumme der Aufwand einer betriebswirtschaftlichen Analyse nicht. Eine Alternative sind Vermittlungsplattformen für Kredite privater Investoren. Die Zinsen sind marktüblich hoch, aber die Vergabe erfolgt deutlich flexibler ohne starre Regeln. Da unter Umständen mehrere Geldgeber überzeugt werden müssen, weil diese sich zur Risikostreuung nur mit kleinen Beträgen an einem Kredit beteiligen, muss für die Kreditaufnahme etwas mehr Zeit eingeplant werden.