„Denn eins ist sicher: die Rente“ – deshalb ist auch ein Kredit für Rentner über 70 ein gar nicht so großes Problem, wie es oft dargestellt wird. Angebliche spezielle Rentnerkredite sollten hinsichtlich der Zinssätze und möglicher Vermittlungskosten genau mit den normalen Angeboten der Banken und Sparkassen verglichen werden.
Norbert Blüm hatte doch Recht
Der eingangs zitierte Werbespruch der Bundesregierung von 1986, der Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm in den Mund gelegt wurde und heute zum geflügelten Wort geworden ist, hat große Bedeutung für die Kreditvergabe an Menschen, die aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind. In der Tat ist die Altersrente das wohl sicherste denkbare Einkommen. Es ist weder von Arbeitslosigkeit noch von Krankheit oder Erwerbsunfähigkeit bedroht. Für die Banken wären Rentner die perfekten Kreditnehmer, blieben da nicht zwei Problemfelder offen. Das erste ist die Rentenhöhe. Bei vielen älteren Menschen ist die Rente nicht gerade üppig. Dadurch entsteht Finanzierungsbedarf, beispielsweise für eine Renovierung, einen Umzug in eine seniorengerechte Wohnung, neue Haushaltsgeräte oder ein sparsameres Auto. Der Kreditvertrag muss zum verfügbaren Einkommen passen. Stehen 300 Euro monatlich für Zinsen und Tilgung zur Verfügung, ist ein Kredit über 10.000 Euro auch für Rentner über 70 kein Problem, denn die Laufzeit würde bei 5 % Zinsen nur drei Jahre betragen. Beträgt die Monatsrate dagegen 150 Euro, muss der Kredit auf sechseinhalb Jahre gestreckt werden. Längere Laufzeiten sind das zweite Problemfeld. Sie schrecken die Banken ab, weil das Risiko eines Todesfalls in diesem Alter massiv ansteigt. Restschuldversicherungen kennen häufig ein Maximalalter von 75 Jahren, und wenn die Erben den Nachlass wegen Überschuldung ausschlagen, bleibt die Bank auf uneinbringlichen Forderungen sitzen.
Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie wird missverstanden
Auch die gesetzlichen Vorgaben machen es Rentnern manchmal unnötig schwer. Seit Ende März 2016 gilt die europäische Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie auch in Deutschland. Ein privates Immobiliendarlehen darf seitdem nur noch vergeben werden unter der Voraussetzung, „dass der Darlehensnehmer seinen Verpflichtungen aus dem Vertrag wahrscheinlich vertragsgemäß nachkommen kann“. Manche Banken interpretieren das so, dass das Darlehen innerhalb der statistischen Lebenserwartung abbezahlt sein muss – trotz Sicherung durch Hypothek oder Grundschuld. Der sinnvolle Grundgedanke der Richtlinie ist aber, dass Häuslebauer sich früh genug Gedanken machen, was passiert, wenn die vereinbarte Zinsbindung im Rentenalter abläuft. Ein geringeres Einkommen steht dann einer hohen Restschuld gegenüber, und es ist heute völlig offen, zu welchem Zinssatz eine Anschlussfinanzierung dann möglich sein wird.
Genügend Auswahl bei verantwortungsvoller Vertragsgestaltung
Bei richtiger Vertragsgestaltung – angemessene Kreditsumme, begrenzte Laufzeit, wenn möglich Absicherung durch eine Restschuldversicherung – gibt es viele gute Angebote, die einen Kredit für Rentner über 70 ermöglichen, ohne dabei auf windige Vermittler hereinzufallen. Schon im eigenen Interesse und mit Rücksicht auf die Erben sollten die Parameter der Finanzierung realistisch gewählt sein. Vergleichsportale im Internet geben Auskunft über die besten Konditionen und helfen bei der Berechnung verschiedener Varianten aus Ratenhöhe und Laufzeit.